Definition des Wortes Logopädie. „lógos" kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „das Wort"; „paideuein" (griech.) heißt „erziehen" und bedeutet wörtlich „Sprecherziehung".
Die Logopädie beschäftigt sich mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckbeeinträchtigungen, sowie mit Gesichtslähmungen, die zu Einschränkungen der zwischenmenschlichen Kommunikations-fähigkeit führen können. Eine Kommunikationsbeeinträchtigung betrifft auch das soziale Umfeld und hat Einfluss auf den gesamten Alltag wie Beruf und Freizeit.
Die bestmögliche Wiederherstellung und Erhaltung der Kommunikationsfähigkeit, der Nahrungsaufnahme und Selbstständigkeit für die Rückkehr in den Alltag ist unsere Aufgabe.
Gemeinsam mit den angrenzenden Fachbereichen wird mit den Patienten und Angehörigen das Ziel für die Therapie und Rehabilitation besprochen. Mit Hilfe von verschiedenen Behandlungskonzepten erfolgt bei Kommunikationsstörungen eine Aktivierung beeinträchtigter sprachlicher Funktionen, das Ziel ist es das Sprachsystem zu reorganisieren. Durch gezielte alltagsorientierte Übungen wird versucht, die Kommunikationsfähigkeit im Alltag zu verbessern. Kompensationsstrategien und alternative Kommunikationsmethoden kommen in der Therapie zum Einsatz.
Im Falle einer Beeinträchtigung der Schluckfunktion hat die logopädische Therapie zum Ziel ein sicheres Abschlucken mit dem Patienten zu erarbeiten um die unteren Atemwege zu schützen. Die Optimierung der Kostform, die Anpassung der Umwelt, sowie die Aktivierung der muskulären Funktionen sind Bestandteil der Therapie. Ein bedeutender Bereich ist auch die Beratung und Unterstützung von Angehörigen.
Je nach Beeinträchtigung und Schweregrad findet die logopädische Therapie einzeln oder im Gruppensetting statt.
Die Gruppentherapie eignet sich vor allem für die Umsetzung der in der Einzeltherapie erarbeiteten Inhalte. Wichtig ist dabei vor allem der Einsatz der Hilfsmittel in alltagsähnlichen Situationen, sowie der Austausch mit anderen Betroffenen, die Förderung der Selbstständigkeit und die Verbesserung der Lebensqualität.
Therapeutisches Angebot in der Logopädie
Aphasietherapie:
Aphasie (griech: Sprachlosigkeit) wird eine Beeinträchtigung der Sprache nach abgeschlossenem Spracherwerb genannt. Dabei ist nicht nur die verbale Mittelungsfähigkeit betroffen, auch das Verstehen, Lesen und Schreiben können beeinträchtigt sein. Nach dem Aufnahmegespräch mit dem Patienten und den Angehörigen, sowie der differenzierten Diagnostik werden die Schwerpunkte für die Therapie festgelegt. Mittels der logopädischen Therapie helfen wir Menschen ihre Sprache bestmöglich wiederzuerlangen und ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern.
Der effektive Einsatz der verbliebenen sprachlichen Ausdrucksmittel wird gefördert. Es werden Kommunikationsstrategien erarbeitet. Die Ziele und Methoden werden laufend überprüft und gegebenenfalls modifiziert.
Zusätzlich bieten wir für ausgewählte Bereiche die Therapie mittels unterstützter Kommunikation (Link einbauen) am PC oder Tablet.
Kognitive Dysphasie / pragmatische Sprachstörungen:
Eine Kognitive Dysphasie ist eine Störung der Sprachverarbeitung bei der nicht direkt die Sprache, sondern Beeinträchtigungen im Bereich der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses oder des planvollen Vorgehens für die Sprachverarbeitung vorliegen. Diese Sprachstörung kann bei unterschiedlichen akuten Erkrankungen des Gehirns und bei dementiellen Entwicklungen auftreten. Das Sprachsystem ist meistens intakt, es kommt vielmehr zu Störungen der mentalen Werkzeuge für die effektive Verwendung der Sprache. Menschen mit kognitiver Dysphasie leiden an Wortfindungsdefiziten, sie verlieren den roten Faden im Gespräch, erzählen weitschweifig, oder haben Probleme ihre Sprache auf unterschiedliche Situationen entsprechend anzupassen.
Das Ziel in der Therapie ist es durch alltagsnahe Übungen die bestmöglich Integration und Interaktion in der kommunikativen Teilhabe wieder zu erlangen oder längst möglich zu erhalten. Gemeinsam mit dem Patienten und in Zusammenarbeit mit der Neuropsychologie werden die Ziele für die Therapie erarbeitet.
Sprechapraxie:
Bei einer Sprechapraxie sind weniger die Funktionen der am Sprechen beteiligten Organe selbst betroffen, sondern die Planung von zielgerichteten Sprechbewegungen ist beeinträchtigt. So kann es beispielsweise zu stotterartigen Symptomen, Satzabbrüchen oder entstellten und fehlerhaften Lauten und Wörtern kommen.
Bei der Therapie der Sprechapraxie werden je nach Schweregrad die Sprechbewegungen für einzelne Laute oder Silben wieder erlernt. Das Sprechen der wiedererlernten Laute wird dann in einem dialogischen Setting gefestigt.
Die Behandlung der Sprechapraxie richtet sich direkt auf die Aussprache, den Redefluss und die Akzentuierung der Sprache.
Unser Anliegen ist es, gemeinsam mit den betroffenen Menschen über alltägliche sprachliche Handlungen die Teilnahme am sozialen Leben wieder zu erlangen, sowie einen besseren Umgang mit der Beeinträchtigung im Alltag zu erreichen.
Unterstützte Kommunikation:
Mit Hilfe der Unterstützten Kommunikation (UK) sollen vorhandene sprachliche und nicht sprachliche Fähigkeiten für die Kommunikation genützt werden. Dabei werden sogenannte ergänzende (augmentative) oder ersetzende (alternative) Methoden eingesetzt. Als Beispiel kann das Kommunikationsbuch genannt werden, mit dessen Hilfe der Patient durch Zeigen auf Bilder seine Bedürfnisse ausdrücken kann.
Auch Tablet-PC´s wie z.B. das iPad finden in der unterstützten Kommunikation ihre Anwendung und werden von Menschen mit Sprechbeeinträchtigungen immer häufiger genutzt. Mit verschiedenen App´s können am Tablet Übungen durchgeführt werden. Für Menschen, die nicht oder sehr schwer verständlich sind, gibt es Kommunikations-Apps welche das Sprechen für den beeinträchtigten Menschen übernehmen und somit die Kommunikation erleichtern.
Gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinären Team, werden die Möglichkeiten der Unterstützten Kommunikation erarbeitet.
Dysphagietherapie:
Eine Dysphagie ist eine Störung im Ablauf des Schluckaktes, sie kann zB. nach Schlaganfall, Schädelhirntrauma oder bei unterschiedlichen degenerativen Erkrankung wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose auftreten. Ist der Schluckablauf beeinträchtigt kann es zum Eindringen des eigenen Speichels, Flüssigkeiten und von Nahrungsresten in die Luftröhre und somit in die Lunge kommen (Aspiration). Daraus kann sich eine Lungenentzündung entwickeln.
Das Ziel der Dysphagietherapie liegt immer am Schutz der Atemwege beim Schlucken von Speichel, Flüssigkeiten und Speisen. Durch Restituierende Verfahren (Kräftigung), Kompensatorische Verfahren (Erlernen von Schlucktechniken und Haltungsänderungen) und Adaptive Verfahren (Kostanpassung in Zusammenarbeit mit der Diätologie, Einsatz von Ess- und Trinkhilfen), sowie der Anpassung der Umwelt werden dieses Ziel mit unseren Patienten erarbeitet.
Zur Diagnostik steht uns in unserem Haus die Videoendoskopische Untersuchung zur Verfügung. Die durch einen HNO-Arzt im Beisein einer Logopädin durchgeführt wird.
Dysarthrophonie-Therapie:
Die Dysarthrophonie ist eine Sprechstörung, bei der die Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen beeinträchtigt sind, unter anderem kann es dabei zu Problemen der Atmung und Stimme kommen. Das Wiedererlangen einer normalen Atemsituation, der Einsatz einer leistungsfähigen Stimme und die Erarbeitung einer normalen Lautbildung stehen im Mittelpunkt der Therapie. Die spezifische Reduktion des Störungsumfanges und eine Reduzierung der Beeinträchtigung im Alltag stellt das primäre Ziel der Behandlung von Dysarthrophonien dar.
Facialisparese:
Bei Facialisparesen handelt es sich meist um eine einseitige Gesichtslähmung, deren Ursache entweder im zentralen Nervensystem (Gehirn) oder direkt im Verlauf des Gesichtsnervs liegt. Dabei kann es auch zu Problemen der Nahrungsaufnahme und des Sprechens kommen. Das Transportieren von Emotionen ist durch die Lähmung der Gesichtsmuskulatur eingeschränkt. Das Ziel der Therapie ist die Kräftigung der Muskulatur, die Wiederherstellung der Gesichtssymmetrie um vor allem Emotionen und Gefühle wieder ausdrücken zu können. Dazu werden manuelle Methoden angewandt und mit dem Patienten gemeinsam aktives Muskeltraining durchgeführt.
Dysphonie:
Eine Dysphonie kann z.B. nach einem Schlaganfall, nach Operationen oder bei unterschiedlichen neurologischen Erkrankungen wie z.B. Morbus Parkinson auftreten.
Unser Anliegen ist es, durch individuell abgestimmte alltagsorientierte Übungen unsere Patienten wieder zu einer klaren und leistungsfähigen Stimme zu führen. Wir behandeln PatientInnen mit heiserer, rauer, behauchter, geflüsterter oder aphoner Stimme, Hypophonie (leisem Stimmklang), Rekurrensparesen (gelähmte Stimmlippe) und Stimmbeeinträchtigungen aufgrund eines unvollständigen Stimmlippenschlusses (funktionelle Stimmstörungen).
Spezielle Therapieangebote in der Logopädie:
- LSVT LOUD® (Lee Silverman Voice Treatment)
- Kognitives Training nach der Stengel-Methode (Training von Sprach- u. Gedächtnisfunktionen eingebunden in interessante Diskussionen und Themen des Alltags, es werden dabei insbesondere die Wortfindung, die Konzentration, das Zusammenhangsdenken und Merkfähigkeit trainiert)
- Stimmfeldmessung / Stimmprotokoll zur objektiven Messung der Stimmqualität & Stimmtherapie mit Biofeedback
- Biofeedback zur Unterstützung der Atemtherapie
- in Zusammenarbeit mit der Elektrotherapie bieten wir die Elektrostimulation bei einseitiger Recurrensparese (Stimmbandlähmung) nach ärztlicher Verordnung an.
- K-Taping in der Logopädie
- spezielle logopädische Informationsvorträge
LSVT LOUD®:
Das LSVT LOUD® ist die erste Dysarthrophonietherapie mit nachgewiesener Effektivität zur Behandlung der Sprech- und Stimmstörungen bei Menschen mit Parkinson-Erkrankung und ist zur Übertragung auf andere neurologische Erkrankungen geeignet.
Am neurologischen Therapiezentrum Gmundnerberg sind alle Logopädinnen speziell ausgebildet und können als zertifizierte LSVT-Therapeutinnen das LSVT-LOUD® Training anbieten.
Durch die Behandlung der zugrunde liegenden Pathologie verbessert das LSVT LOUD® Training die Stimme und das Sprechen, vor allem bei Menschen mit Parkinson-Erkrankung.
Durch das intensive Training wird die Stimmlautstärke gekräftigt, durch alltagsorientierte kommunikative Übungen die Alltagskommunikation verbessert um die mündliche Kommunikation längst möglich zu erhalten.
Kognitives Training nach Dr. med. Franziska Stengel®
Eingebettet in ein spezielles didaktisches Konzept werden Übungen mit Bezug zum täglichen Leben zum Training geistiger und sprachlicher Fähigkeiten nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen durchgeführt.
So werden die verschiedensten Hirnleistungen trainiert wie Wahrnehmung und Konzentration, effektives und kreatives Denken, Merken und Erinnern. Durch die Teilnahme am Kognitiven Training nach Stengel beugen Sie z.B. zunehmender Vergesslichkeit, Merkfähigkeitsstörungen, mangelnder Konzentration vor oder unterstützen Sie bei vorhandenen Sprachstörungen das Wiedererlangen kommunikativer Fähigkeiten. Sie werden angeregt, die Umwelt bewusster zu erleben, Ihre Erinnerungen aufzufrischen und in der Kommunikation mit anderen neue Erfahrungen zu sammeln.
Das Kognitive Training nach Dr. Stengel trainiert geistige Funktionen mit dem Ziel, die Sprachfähigkeit zu verbessern. In klinischen Studien wurde nachgewiesen, dass dieses Verfahren sprachlich-kommunikative Fähigkeiten verbessert.